Die berühmtesten Segelflugzeuge der Welt
Erstmals ist unser moderner Doppelsitzer SZD-54-2 PERKOZ und unser Einsitzer SZD-59-1 ACRO ausführlich in einem Standardwerk über internationalen Segelflugzeugmuster beschrieben.
Das Buch „Die berühmtesten Segelflugzeuge der Welt“ von Georg Brütting ist erstmals 1970 in Deutschland erschienen. Im Herbst 2023 wurde dieser Klassiker von Alexander Willberg für den Motorsport Verlag überarbeitet. Die Auswahl umfasst 160 Segelflugzeuge von 1000 weltweit seit den 1920 Jahren gebauten Typen .
Die Aufnahme von Tobias Barth zeigt den ACRO in der Königsdisziplin „Kunstflug“.
SZD-59-1 ACRO
„Aktuell ist die SZD-59 Acro der einzige, voll kunstflugtaugliche Einsitzer, der noch produziert wird.“
Diese wichtige Tatsache hebt Alexander Willberg am Ende seiner Typenbeschreibung hervor. Kurz und knapp beschreibt der Autor die Flugeigenschaften des Segelkunstflugzeugs:
„Die Flugeigenschaften der SZD-59-1 sind in der Konfiguration mit 15 Metern Spannweite ähnlich denen des Jantar Standard 3, allerdings ist die Rollwendigkeit um die Längsachse aufgrund der deutlich größer ausgeführten Querruder erheblich besser. In vier Sekunden ist eine gesteuerte Rolle vollendet [13,20 Meter Spannweite], damit liegt der Acro auf gleichem Niveau wie reinrassige Kunstflugzeuge wie Swift S-1oder MDM-Fox. Weil der Acro allerdings aerodynamisch weitaus besser ist, verbraucht er auf der einen Seite weniger Höhe im Kunstflug, nimmt aber auch sehr viel schneller Fahrt auf. Gestoßene und gerissene Figuren bedürfen der exakten Steuerung, da die Festigkeitsreserven nicht an die von reinen Kunstflugzeugen heranreichen.“
2023 wurde bei der WAGAC (World Advanced Glider Aerobatic Championships) in Toruń wieder ein Wettbewerbserfolg errungen:
„Auch wenn in Wettbewerben reinrassige Kunstflugsegler auf die vorderen Plätze abonniert scheinen, gilt auch hier: ,,keine Regel ohne Ausnahme " ! SZD-59-1 Acro ist genau diese Ausnahme, 2023 erzielte Richard Münzberger in der Kategorie „Unknown" bei den Weltmeisterschaften in Polen die Goldmedaille. Zuvor hatte er in der Kategorie Advanced die deutschen Meisterschaften in Oschatz gewonnen.“
Übersichtszeichnung der SZD-59 im Buch „Die berühmtesten Segelflugzeuge der Welt".
Die Konstruktionsgeschichte des Segelflugzeugs zeigt, wie das Potential für den Kunstflug erkannt wurde und später um den Streckenflug ergänzt wurde:
„In den Jahren 1990-91 entstand bei SZD unter der Leitung von Jan Knapik der ACRO als Ableitung des SZD-48- Jantar Standard 3. […] Allerdings erhielt der Acro an Stelle des T-Leitwerks ein Kreuzleitwerk mit größerem Seitenruder. Das Höhenleitwerk entsprach der SZD-42-2. Die Außenflügel waren abnehmbar, womit die Spannweite der Kunstflugversion 13.2 m betrug. In dieser Konfiguration war der ACRO für +7/-5g und somit für sämtliche Kunstflugfiguren zugelassen.Dieser Prototyp war bei der Segelkunstflug-Weltmeisterschaft 1991 in Zielona Góra kurz zu sehen. Bis Mitte 1996 wurden 12 Exemplare ausgeliefert. Mit der lnsolvenz von SZD endete die Produktion 1996 zunächst. […] 2004 wurde die Produktion des Typs am gleichen Standort in Bielsko-Biala wiederaufgenommen. Die geforderten Standards der EASA CS-22 wurden erfüllt.
2016 änderte sich die Bezeichnung aufgrund geringfügiger Modifikationen von SZD-59 auf SZD-59-1. Die Änderungen umfassen unter anderem die nunmehr doppelstöckig (sic) und nur noch auf der Oberseite ausfahrenden Bremsklappen und den Verzicht auf geteilte Querruder. In der Ursprungsversion wurde bemängelt, dass die Querruder insbesondere bei hohen Lastvielfachen sehr schwergängig waren. So erhielt die SZD-59-1 neue außenliegende Querruderanlenkungen, die unter einer Hutze verborgen sind. Überdies wurden im gleichen Jahr Außenflügel mit Winglets für eine Spannweite von 16,5 Meter entwickelt. 2017 erhielt die SZD-59/SZD-59-1 die EASA-Zulassung, die bis heute allerdings nur für die 15-Meter-Varianten gilt. Die 16,5-Meter-Version befindet sich noch immer im Zulassungsverfahren.“
Fotograf Pitor Kostur hält diesen einmaligen Anblick von drei SZD-54-2 auf dem Flugplatz EPBA direkt neben den Fertigungshallen von Allstar PZL Glider fest.
SZD-54-2 PERKOZ
„Die Allstar SZD-54-2 Perkoz ist ein vereinstaugliches Flugzeug, es deckt das komplette Spektrum des Segelflugs ab.“
Alexander Willberg bringt die besonderen Merkmale der SZD-54-2 auf den Punkt und fasst die für einen Vereinsbetrieb idealen Flugeigenschaften zusammen:
„Die gutmütigen Flugeigenschaften bleiben über den gesamten Geschwindigkeitsbereich erhalten. Die Handkräfte sind selbst im Flugzeugschlepp nicht groß und die Rollwendigkeit ist für einen Doppelsitzer (selbst mit 20 Meter Spannweite) gut. Einsitzig geflogen liegt die Mindestgeschwindigkeit bei 62 km/h, im Sackflug lässt sich das Flugzeug gut halten. Mit dem Perkoz lässt sich sehr gut in der Gefahreneinweisung trudeln üben, er dreht nicht nach und verhält sich lehrbuchmäßig. […] In der Acro-Version sind mit dem Perkoz sogar gerissene und gestoßene Figuren möglich.“
Übersichtszeichnung der SZD-54-2 und Tabelle mit technischen Daten.
Von Anfang an stand bei der Designidee des Perkoz dessen Nutzung als Segelflugzeug für Schulung, Streckenflug und Kunstflug im Vordergrund. 2007 wurden die Spannweite von 20- Metern mit Winglets zertifiziert.
„Die SZD-54-2 Perkoz will seine Verwandtschaft mit der SZD-50-3 Puchacz nicht leugnen und ist auch das Nachfolgemodell des weit verbreiteten Schulungsdoppelsitzers. Die Planungen begannen schon in den achtziger Jahren, federführend war wie schon beim Puchacz Adam Meus. Ziel war ein universell einsetzbares Segelflugzeug zu entwickeln, welches sowohl Schulung, Strecken-und Kunstflug abdeckt. Der Prototyp flog am 8. Mai 1999. Als aber bei SZD das Konkursverfahren eröffnet wurde, zog sich die Zulassung in die Länge. […] Der Beitritt Polens zur EU stand für 2004 bevor und so wurden die EASA Bauvorschriften übernommen und die Entwicklungsarbeiten konnten fortgesetzt werden. Somit entstand ein vollkommen neues Segelflugzeug. Als einziger Doppelsitzer füllte der Perkoz eine nachgewiesene Crashsicherheit von 16g. Erstflug war am 2. April 2007.“
Bewährte SZD-Entwürfe wie das laminare Profil N-8 vom Jantar Standard und die einteilige Haube vom Puchacz sind in die SZD-54-2 eingeflossen:
„Bis auf wenige Teile ist das Segelflugzeug vollkommen mit glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) gebaut. Die Flügel sind zweiteilig vom Jantar Standard wurde das laminare Profil N-88 (sic) [NN-8] verwendet. Im Gegensatz zum vorgepfeilten Puchacz sind die Flügel um 0,7 Grad nach hinten gepfeilt. Das große, gut gefederte Hauptrad ist gebremst und verfügt daneben über ein Bug- und ein Spornrad. […] Der (sic) große einteilige Haube öffnet nach rechts. […] Die Instrumentenbretter vorne und hinten sind fest verbaut. Selbst große Piloten finden ausreichend Platz.“
Zitate aus dem Buch: Die berühmtesten Segelflugzeuge der Welt, von Georg Brütting und Alexander Willberg, erschienen im Motorbuchverlag, Stuttgart, 2023
Zitate zur SZD-59-1: Seite 219-221, Zitate zur SZD-54-2: Seite 241-242